
Schweinhütt. Das Interesse an der Bilderschau über die Schweinhütter Vergangenheit war so groß, dass alle Sitzplätze im Gruppenraum unter der Kirche besetzt waren. Es wurden sogar noch zusätzliche Stühle und Bänke aufgestellt. Josef Pichler hat Bilder und Dias insbesondere zur Schweinhütter Kirchen- und Schulgeschichte zusammengestellt, digitalisiert und vorgeführt. Seine Mutter Rose Pichler konnte dazu immer wieder kommentieren und Hintergründe aufzeigen. Die 80-Jährige hat noch vieles aus der gezeigten Dorfgeschichte selbst bewusst miterlebt.
Die Aufnahmen stammen aus den Sammlungen der ehemaligen Lehrkräfte Alfons Lohr, Erich Wurm, beide schon verstorben, Karl Stangl, der anwesend war, außerdem vom bereits verstorbenen Vater Josef Pichler sowie aus der Chronik der früheren Schweinhütter Volksschule. Organisiert hat die Veranstaltung die Runde der Verantwortlichen (RdV), die sich freiwillig um die Belange der Schweinhütter Kirche „Maria Königin“ kümmert. Christian Hamel begrüßte als Vorsitzender der RdV und Mitglied in der Regener Kirchenverwaltung die vielen Gäste, unter ihnen auch Stadtpfarrer Marco Stangl, Pfarrvikar Andreas Artinger, Altbürgermeisterin Ilse Oswald, der langjährige Regener Kirchenpfleger Viktor Wisbauer und Susanne Kopp, die Verwalterin von Kirchenfinanzen im Dekanat.
Die Bilder zeigten Schweinhütt, das früher zur ehemaligen Gemeinde Rinchnachmündt gehörte, in den 40-er und zu Beginn der 50-er Jahre als kleines Dorf, mit kleineren und auch etwas größeren landwirtschaftlichen Anwesen, fast jedes Haus hatte irgendwie eine Tierhaltung. Zur Schule mussten die Kinder den Weg im Sommer wie Winter nach Regen zu Fuß gehen. Um ihnen das zu ersparen, wurden alle 135 Kinder ab 1948 in einer Art Notschule in zwei Lehrsälen im Gasthaus Mühl abwechselnd vormittags und nachmittags unterrichtet. Dies war allerdings eine Notlösung, man strebte den Bau eines Schulhauses an. Mit aller Kraft setzte sich der damalige Bürgermeister Mühl für den Schulhausneubau ein. Das Geld in der Gemeindekasse war aber rar, man erbrachte für den Eigenanteil viel Eigenleistung. Sogar das Grundstück wurde von den Besitzern kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Spatenstich war 1950, 1952 wurde das Schulhaus feierlich eingeweiht und bezogen. Im Ort wurde auch eine Wasserleitung gebaut, weil das Wasser knapp wurde und die Schule ohne ordentliche Wasserversorgung undenkbar war. Haus- und Dorfbrunnen lieferten früher das Wasser.
Neben dem Schulhausbau war dann der Bau der Kirche als Schulkirche ein großes Anliegen der Leute im Dorf. Rose Pichler erzählte: „Die Begeisterung im Dorf dafür war groß, Sammlungen wurden regelmäßig durchgeführt, der Erlös aus Theater- und Fußballspielen wurde gespendet. Auch mit viel Hand- und Spanndiensten baute man die Kirchenstraße und half mit.“ Es wurde sogar ein Verein für den Kirchenbau gegründet.
Erste Gottesdienste wurden in Schweinhütt ab 1942 in der Dorfkapelle gefeiert. Zunächst baute man an die Kapelle zum Schutz vor Regen und Schnee eine provisorische Überdachung an, dann 1945 die Notkirche aus Holz sogar mit Außenaufgängen zum Chor und zur Männerempore, wie die Bilder zeigten. Dazwischen war ein Schuppen für die Gerätschaften der Feuerwehr. Mit dem Bau der jetzigen Kirche „Maria Königin“ konnte nach vielen Verhandlungen und Fahrten zur Diözese nach Passau 1960 begonnen werden. Am 26. Mai 1963 wurde sie vom damaligen Bischof Dr. Simon Konrad Landersdorfer eingeweiht.
Beim Bildervortrag waren die Besucher erstaunt über die gute Qualität der Bilder und mancher sah und erkannte sich dabei selber vor 60 oder 70 Jahren mit einem „Omei, woasd as na“. Mit einem kleinen Präsent dankte Christian Hamel Josef Pichler für seine aufwändige Arbeit. Auch Pfarrer Marco Stangl äußerte sich beeindruckt und meinte: „Schweinhütt war, wie die Bilder zeigten, und ist immer noch eine lebendige Kirchengemeinde, in der Kirche und Glaube für viele ein besonderer Wert sind und Bedeutung haben.“ Nach der Vorführung bewirteten Mitglieder der RdV die Gäste noch im schön vorbereiteten Raum mit Kaffee, Kuchen und einer kleinen Brotzeit.
Text und Fotos: H. König
Bildunterschriften:
Bild 1: Mit dem Bau der Kirche wurde 1960 begonnen. ‑Foto: Fotosammlung J. Pichler
Bild 2: Bei der Bilderschau im Gruppenraum unter der Schweinhütter Kirche (v.l.) Stadtpfarrer Marco Stangl, dahinter am Tisch der frühere Lehrer Karl Stangl, Rose Pichler, Christian Hamel (stehend) und Ulrike Seibold. ‑Foto: König