Seinen ersten Gottesdienst in der Langdorfer Kirche St. Maria Magdalena als neuer „Oberhirte“ des Pfarrverbandes Regen-Langdorf konnte sich Pfarrer Marco Stangl keinen besseren Tag aussuchen, als den Erntedanktag. Viele Gläubige wollten den neuen Pfarrer kennen lernen und so stellten sich am Sonntag viele Vereine mit ihren Fahnen am Langdorfer Rathaus auf um die von der Waldvereinssektion wunderschön gestaltete “Erntekrone” im Festzug feierlich zur Kirche zu begleiten. Angeführt wurde der Festzug von der Waldvereinskapelle Langdorf, gefolgt von den Ministranten/innen und Pfarrer Marco Stangl, der “Erntekrone” getragen von Michael Ellerbeck, Johann Kraus, Manfred Kölbl und Erwin Kraus, den Honoratioren, angeführt vom 1. Bürgermeister Michael Englram und den vielen Vereinsabordnungen: Veteranen‑, Krieger- und Reservistenverein Langdorf-Brandten, der FFW Langdorf, der Jugendfeuerwehr Langdorf, der FFW Brandten, dem Waldverein, dem Bienenzuchtverein Langdorf, dem FC Langdorf, den Heckenschützen-Brandten, dem Mütterverein Langdorf, dem Frauenbund Langdorf und dem Schnupferclub Schöneck. Nachdem der 2. Vorsitzende des Veteranen‑, Krieger- und Reservistenverein Langdorf-Brandten Martin Hartl das Kommando zum Abmarsch erteilt hatte setzte sich der lange Zug Richtung Kirche in Bewegung. Bei der Kirche angekommen, wurde die Erntekrone von den vier starken Männern in die Kirche getragen und vor den Altar, neben den vom Frauenbund sehr schön dekorierten Seitenaltären abgestellt. Noch vor der Kirche wurde Pfarrer Stangl offiziell von der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Evi Kraus und vom 1. Vorsitzenden der Kirchenverwaltung Johann Kraus begrüßt und in Langdorf recht herzlich willkommen geheißen. Der anschließende Gottesdienst, in der vollen Pfarrkirche, wurde von Pfarrer Stangl feierlich zelebriert und musikalisch von der Waldvereinskapelle und von der Singgruppe Una Terra begleitet. Nachdem er die Erntedankkrone mit einem Kreuzzeichen gesegnet hatte wurden von Elisabeth Kraus die Fürbitten mit dem Inhalt, „Gott meint es gut mit uns und so kommen wir heute mit unseren Anliegen und Bitten zu dir“, gelesen. In seiner Predigt ging Pfarrer Stangl auf einen Brief des Apostels Paulus ein, der sagte „Keiner lebt sich selbst“. Der Mensch braucht die Gemeinschaft, auch wenn der moderne Mensch oft meint, die Vereinzelung, das Einzelkämpfer-Dasein, sei der Schlüssel zum Glück. Weit gefehlt, sogar der Erntealtar mit der Erntedankkrone spricht die Sprache von Gemeinschaft und Verbundenheit. Er erzählt von den vielen fleißigen Helfern/innen des Frauenbundes und des Waldvereins die ihn gestaltet haben. Nehmen wir zum Beispiel das Brot, aber wie viel Gemeinschaft braucht es bis das Brot in unserm Brotkasten zu Haus liegt? Da braucht es die Verkäuferin, den Bäcker, dazwischen vielleicht noch einen Lieferanten, den Müller und natürlich den Bauern, der das Korn sät und erntet. Viele Hände und viel Gemeinschaft braucht es bis das Brot zum Lebensmittel wird. Jeder kann, soll und muss sich mit seinen Begabungen einbringen. Jeder einzelne ist an seinem Platz unverzichtbar und wertvoll. „Keiner lebt sich selber“. Für Paulus geht diese Gemeinschaft aber noch weiter, ihm geht es nicht nur um die Verbundenheit untereinander, sondern auch um die Verbundenheit mit Gott. Wenn wir die Stationen des Brotes weiterführen, dann kommen wir automatisch zu Gott. Denn vor den Mühen des Bauern braucht es die Schöpfung, die die Saat und die Ernte erst ermöglicht. Die Kirche ist auch eine Gemeinschaft von Menschen mit Blick auf Gott und in dieser Gemeinschaft darf ich nun als Pfarrer dienen und bin heute an Erntedank dafür zusätzlich dankbar. Aber in Gemeinschaften wo Menschen eng zusammen sind, da „menschelts“ auch. Oft habe ich gehört, böse bin ich ihm nicht mehr, aber vergessen tue ich ihm nicht was er mir angetan hat. Dieser Satz drückt aus, wie schwer es ist zu vergeben. Vergebung ist keine leichte Sache, einfach und leicht geht das nicht. Und dann kommt auch noch das heutige Evangelium daher, mit der Frage des Petrus: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt. Jesus antwortet darauf, ich sage dir nicht bis zu siebenmal sondern bis zu siebzigmal siebenmal. Dabei ist diese Zahl eine symbolische. Es heißt so viel wie immer und immer wieder, also uneingeschränkt oft. Vergeben heiß auch nicht unbedingt Vergessen, sondern trotz Erinnerung einen Neuanfang zu versuchen. Weil ich auch weis, dass nicht nur ich mit meinen Mitmenschen Geduld brauche, sondern auch sie mit mir und weil ich auch weis, das Gott mir tausende solcher Neuanfänge schenkt und das Gott mir mit unablässiger Geduld entgegenkommt. Und dort wo Vergebung geschieht, dort sind wir ganz nahe am Geheimnis Gottes. Das Thema Vergebung passt ganz gut zum meinem Start-Gottesdienst, denn Nachsicht und Geduld, vielleicht auch Vergebung werde ich als Neuer von euch wahrscheinlich einmal brauchen, ohne das ich etwas böse meine. Mit dem Schlusswort: Ich lege heute ganz persönlich zum Dank über die Ernte auch die große Dankbarkeit, nun hier bei ihnen als Pfarrer sein zu dürfen. Auch unser Bürgermeister Michael Englram hieß in seinem Grußwort Pfarrer Stangl recht herzlich willkommen und überreichte im das traditionelle „Langdorfer Gold“ ein Glas Honig. Dieses Glas Honig soll nicht nur morgens beim Frühstück an Langdorf erinnern, sondern es hat einiges mehr an Bedeutung. Das möchte ich an den Buchstaben des Wortes Honig festmachen.
H‑Heimat: Heimat hat man nur eine. Die Heimatpfarrei unsers neuen Pfarrers liegt nicht weit weg, da er ja aus Innernzell kommt. Ich wünsche Dir, dass auch bei dir in Langdorf bald ein Heimatgefühl aufkommt.
O‑Offenheit: Auf Menschen zugehen, etwas Neues kennen lernen und sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Mit der von dir ausgestrahlten Offenheit leicht zu überwinden.
N‑Neu: Wenn jemand neu dazukommt, dann gibt es neue Ideen, neue Ansätze und mit Sicherheit neue Gedanken zur Arbeit in unserer Pfarrei. Auch wir sollten offen sein, für all das was unser neuer Pfarrer in unsere Gemeinschaft einbringt.
I‑Ideal: Ideal finde ich, dass es nach der Verabschiedung von Prälat Limbrunner sofort ein Nachfolger für unseren Pfarrverband da ist.
G‑Gemeinschaft:
Beim ersten Treffen habe ich dir gesagt, dass die Langdorfer zusammenhalten. Die Gemeinschaft ist uns wichtig und als unser neuer Pfarrer bist du nun ein Teil davon. Anschließend ging es noch mit einem Zug angeführt von der Waldvereinskapelle in die Festhalle zur Erntedankfeier des Waldvereins, wo ebenfalls die Waldvereinskapelle für die musikalische Unterhaltung sorgte.
Bilder und Text: Günther Kagerbauer