Am 10.November 1943 wurden in Hamburg vier Lübecker Geistliche getötet: Drei Katholische Kapläne und ein evangelischer Pastor. Die Kapläne hießen Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller. Der evangelische Pastor hieß Karl-Friedrich Stellbrink. Die evangelische Kirche bereitet ihrem Pastor ein ehrendes Gedenken, die drei Kapläne wurden 2011 von der katholischen Kirche selig gesprochen.
Dieser vier Lübecker Glaubenszeugen gedachten die katholische und die evangelische Gemeinde in einem gemeinsamen Gottesdienst am vergangenen Freitag. Ausgehend von diesem Gedenken wurde in die Jetzt-Zeit verwiesen und an die verfolgten Christinnen und Christen erinnert. Katholischer Pfarrer Marco Stangl sagte dazu: „Die Zeitsignatur ist unvergleichbar. Unter ganz anderen Zeichen und ganz anderen Umständen werden aber auch heute Christinnen und Christen für ihren Glauben verfolgt. Sie müssen Bedrängnis, Benachteiligung, Gewalt und auch Tod für ihren Glauben an Jesus Christus in Kauf nehmen.“ Und evangelischer Pfarrer Matthias Schricker erläuterte: „Während uns hierzulande Religionsfreiheit geschenkt ist, sind Christen in anderen Teilen der Erde massiv bedrängt und werden verfolgt. Der Weltverfolgungsindex führt Nordkorea am ersten, am schlimmsten Platz der Christenverfolgung. Darauf folgen Somalia, Libyen, Eritrea, Jemen, Nigeria, Pakistan, Sudan, Iran und Afghanistan. Auf Platz 11 des Weltverfolgungsindex steht Indien – und die für Urlaube beliebten Malediven stehen auf Platz 18, gefolgt von China.“
Das Thema des Gottesdienstes schlug unter der Perspektive eines Herausgefordertseins in der Nachfolge eine Brücke zwischen den Lübecker Christen und den verfolgten Christen heute: „Herausgefordert Christus nachfolgen“.
Betonend, dass die Lübecker Geistlichen in einer Zeit lebten, die mit nichts verglichen werden kann, wurden die vorgetragenen Texte des Seligen Eduard Müller als stärkende Hoffnungstexte für die heutigen verfolgten Glaubensgeschwister interpretiert.
Pfarrer Schricker trug einen Gebetstext vor, den sich Eduard Müller in sein Neues Testament geschrieben hatte: „In deiner Kraft, mein Herr und Heiland, nehme ich auf mich das Schwere, das Gott mir zugedacht“ und lud die Gemeinde ein, bei Orgelmusik innezuhalten.
Und Pfarrer Stangl ergänzte durch das Vorlesen eines Abschnitts aus einem Brief Müllers, der ebenso zum Innhalten einlud: „Die Zeit des sonst für mich immer so schönen Advents ist wieder da, nur ganz anders als erwartet! Advent ist ja die Zeit des Harrens, des Ausschauhaltens, des Hoffens auf den der da kommen soll, der uns ein für allemal erlösen will.“
Immer wieder wurde in den vorgetragenen Texten erkennbar, dass Hoffnung und Perspektive mitten in Bedrohung und Dunkel aufleuchten und zu spüren sind.
Nach dem gemeinsamen Sprechen des Lübecker Martyriologiums wurde in den Fürbitten gerade um dieses hoffnungsvolle und perspektivenschenkende Moment für die verfolgten Christen weltweit gebetet.
Der ökumenische Gottesdienst wurde durch das gemeinsame Vater Unser und einem herzlichen Dank für die ökumenische Freundschaft mit der Bitte um Gottes Segen beendet.
Am Samstag, den 23. November laden beide Kirchen wieder zu einem ökumenischen Gebet ein, zur Gedenkandacht für Sternenkinder. Diese Andacht beginnt um 15.30 Uhr in der evangelischen Auferstehungskirche und findet ihren Abschluss am Sternenkindergrab im alten Friedhof. Die beiden Gemeinden laden herzlich zur Teilnahme ein.
Text und Foto: Marco Stangl